„Lebst du jetzt im Paradies?“- Mein Zwischenfazit nach sechs Monaten als „Digitale Nomadin“ -


„Pling“ – mein Handy piept. Eine Freundin aus Deutschland fragt, ob’s mir gut geht und wie mir Sansibar gefällt. Seit wir am 1. Januar wieder unsere Rucksäcke und Kite-Taschen geschnappt haben und ins Ausland gegangen sind, habe ich unzählige Nachrichten mit noch mehr Fragen bekommen. Hier versuche ich mal ein paar davon zu beantworten.

„Lebst du jetzt im Paradies?“

Also wenn ich am Strand bin und auf das türkisblaue Meer schaue, dann bin ich davon überzeugt. Aber ich habe auch schnell die andere Seite kennengelernt. Viele Menschen, die hier im Ort Paje wohnen, sind sehr arm. Sie leben von 30 Euro im Monat, haben weder Strom noch fließendes Wasser und laufen jeden Tag zum Brunnen. Weil das Wasser dort nicht immer sauber ist, infizieren sich gerade jetzt am Ende der Regenzeit viele Menschen mit Cholera.

„Ist das nicht gefährlich?“

Ja, vor allem für die Einheimischen. Sie können sich eine Krankenhausbehandlung meist nicht leisten und versterben sogar daran.

„Fühlst du dich denn sonst sicher?“

Eines kann ich mit Gewissheit sagen: Ich bin noch nie so viel mit Unfällen, Krankheiten und dem Tod in Berührung gekommen wie im letzten halben Jahr. Wenn ich deshalb einen Wunsch frei hätte, dann würde ich allen Menschen auf der ganzen Welt eine so tolle Krankenversorgung wünschen, wie wir sie in Deutschland haben. Dazu durchdachte Gesetze. Und eine bessere Kabelisolierung.

„Arbeitest du wirklich oder machst du eigentlich nur Urlaub?“

Was glaubst du, wovon ich meine Miete bezahle? Okay, ich gebe zu, die Arbeitsmoral der Dominikaner hat mich schon beeindruckt: Sie arbeiten immer nur dann, wenn sie das Geld auch wirklich benötigen. Eine Idee, über die man zumindest einmal nachdenken kann.

„Wie praktisch, dass Afrika so günstig ist oder?“

Von wegen.

„Was ist denn der größte Unterschied zum Reisen?“

Die Gastfreundschaft der Menschen. Gerade auf Sansibar sind die Einheimischen wahnsinnig freundlich und interessiert. „Wo kommst du her und wie lange bleibst du?“ sind die klassischen Small-Talk-Themen. Wenn ich dann von Monaten spreche können sie das meist zuerst gar nicht glauben. „You mean weeks?“ – „No no, month“. Kurz danach bekomme ich dann häufig gratis Suaheli-Unterricht, die schönste Ananas vom ganzen Marktstand und dazu noch 30 Prozent Rabatt.

„Bleibst du denn jetzt für immer dort?“

Nein, in zwei Wochen geht es weiter nach Kenia. Und dann – mal schauen. Schließlich machen doch gerade die spontanen Planänderungen die Freiheit aus.

Du interessierst dich brennend für Sansibar und willst noch mehr über diese Trauminsel lesen? Für Condor habe ich sechs Gründe aufgeschrieben, warum Sansibar für mich das Paradies ist. 

Wissenswertes

Unsere Reise bisher:

  • Januar bis Mitte Februar: Martinique, Le Vauclin
  • Mitte Februar bis Anfang Mai: Dominikanische Republik, Cabarete
  • Anfang Mai bis Ende Juni: Sansibar, Paje