Nichtsahnend fahren wir auf gerader Strecke. Das Ziel vor Augen. Plötzlich rutscht das Auto weg, wir kommen von der Fahrbahn ab. Warum, weiß später keiner mehr genau. Wir drehen uns, Sekunden werden zu Stunden. Es kracht und dann ist alles ganz ruhig. Wir sind gesund, es geht uns gut, zum Glück.
2. Januar 2020. Was für ein Start in das neue Jahr. Wenige Tage später verliebe ich mich in ein rotes Holzhäusschen nur wenige Kilometer von dem Unfallort entfernt. Im Norden Schwedens, in Lappland. Ich möchte es kaufen, aber das ist nicht ganz einfach. Die Wochen vergehen, ich recherchiere Gesetze, kontaktiere die Gemeinde. Emilie, die Maklerin, und ich stehen beinahe in täglichem Kontakt. Als wir besprechen, wann ich zur Besichtigung und ggf. Vertragsunterzeichnung komme, kommt: Corona. Traum verschoben, wird schon gut so sein, wie es ist.Chancen tun sich auf
Nur eine Woche später werden die meisten meiner Aufträge pausiert, beendet, verschoben. Ich bin froh, mein Geld vorerst behalten zu haben. Und wir haben jetzt Zeit für ein neues Projekt: Die Wilde Pracht. Was als fixe Idee auf einer Familienidee gestartet ist, wird plötzlich zu einem Herzensprojekt, mit dem wir nicht nur Blühwiesen verpachten, sondern vielen Menschen in einer schwierigen Zeit Freude schenken. Denn unsere Idee kommt an, nach weniger als zwei Wochen ist das erste Feld restlos leergepachtet. Wir sähen nach. Menschen, die Masken genäht haben, kaufen von ihren Einnahmen Blühpatenschaften und verschenken sie. So war das nie gedacht, aber so ist das richtig schön.
2020 verläuft unerwartet – in jeder Hinsicht. Es schüttelt uns durch, wir kommen vom Weg ab und finden ihn neu. In den Momenten dazwischen entsteht mitabstand.sh. Denn genauso erlebe ich den Sommer in Schleswig-Holstein: mit Abstand und wunderschön.
Achtsamkeit bekommt in diesem ungewöhnlichen Jahr einen ganz neuen Stellenwert. Denn während die Welt sich plötzlich langsamer dreht, werden wir auf uns selbst zurückgeworfen, haben Zeit, uns mit dem auseinanderzusetzen, was im Innen passiert. Wir sind angehalten, Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, um andere zu schützen. Achtsam zu bleiben, wenn das nicht immer allen gleichermaßen gut gelingt.
Und am Ende wird wie immer alles gut.
Ja, mein Start ins Jahr 2020 war holprig – und genau so ging es weiter. Im Januar halfen uns Schneeschieber, ein Abschleppseil und ein großes starkes Auto, um uns mit Unterstützung als auch aus eigener Kraft aus der Schneewand zu befreien, gegen die wir geschleudert worden waren. Das Auto und wir waren unversehrt, die paar Stunden da draußen in der Kälte rückblickend nur ein kleiner unangenehmer Umweg auf unserem Weg zum Ziel.
So wie 2020. Das jedenfalls hoffe ich. Willkommen 2021.
Hast du Lust auf noch mehr Geschichten von unterwegs?
- Was würdest du tun, wenn du noch 30 Minuten zu leben hättest?
- Was wirklich zählt im Leben
- „Hier ist doch sowieso immer Ebbe“
Natürlich kannst du …
waiting is happiness auf Facebook, Twitter und Instagram folgen, ich freue mich auf dich!