Flygskam- Oder: Was mache ich eigentlich hier? -


Mal wieder sitze ich am Flughafen. Rufe Julia an und sage: „Ich mag das hier, aber ich habe auch ein schlechtes Gewissen, hier zu sein.“ Denn von Julia weiß ich, dass sie mich versteht.

Ja ich liebe die Stimmung am Flughafen. Die Internationalität, so viele Kulturen, so viele verschiedene Menschen auf einem Haufen. Frauen mit tollen Turbanen, schnieke Geschäftsleute, das Ehepaar vor mir am Sicherheitscheck in wallender khakigrüner Stoffhose …

Hier trifft die Nervosität, weil man doch eben nicht so häufig fliegt, auf die zur Schau gestellte Lässigkeit jener, die im Anzug vor dem Laptop sitzen und ihren Latte Macchiato schlürfen. Business as usual eben. 

Draußen rollen die Flieger vorbei, während drinnen ein Mann ganz aufgeregt ruft: „C12, wir müssen zu C 12“ und seine Frau schnappt die Kinder und zieht sie flink hinter sich her.

Ich beobachte das bunte Treiben

Ja, ich mag es, am Flughafen zu sitzen und zu staunen. Stundenlang könnte ich gar nichts anderes tun. Da kommt die Durchsage, dass mein Flieger heute anderthalb Stunden Verspätung hat. Ich freue mich. Noch mehr Zeit zum Gucken. 

Sogar zuhause, wo wir weit und breit keinen nennenswerten Flughafen haben, sitze ich im Sommer im Garten und schaue in den Himmel. Entdecke ich ein Flugzeug, dann klicke ich auf meiner App Flightradar24 so lange herum, bis ich weiß, woher es kommt und wo es hinwill. Auch stundenlang. 

Und obwohl ich manchmal wirklich Flugangst habe, liebe ich sogar dieses Gefühl, wenn der Pilot Gas gibt und ich weiß: Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Denn immer, ja wirklich immer, wenn das Flugzeug in Deutschland abgehoben ist, dann hat es mich an einen tollen Ort gebracht, an dem ich eine gute Zeit hatte. Das prägt.

Trotzdem ist jetzt plötzlich alles anders. Vor zwei Wochen habe ich einen Anruf bekommen. „Birte, kannst du einspringen, wir brauchen dich ganz dringend in Schweden. Bitte buch dir einen Flug.“ Und ich habe noch überlegt.

Nicht, ob ich einspringe, sondern ob ich fliege. Schweden und fliegen, das geht nicht mehr gut zusammen, seit Greta Thunberg die Politik aufrüttelt und Björn Ferry den Flygskam erfunden hat. Übersetzt bedeutet das, dass sich die Schweden fürs Fliegen schämen. Zu Recht. 

Einen Tag vor meinem Abflug hatte die Welt das Ressourcenbudget der Natur für ein Jahr verbraucht. Im Juli. 

Die Fluggastzahlen steigen

Ja, ich fühle mich schlecht. Denn während die Schweden mit gutem Beispiel vorangehen und vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen, sind die Fluggastzahlen in Deutschland zuletzt sogar gestiegen. Auch dank mir.

Weil ich zwar noch einen kurzen Blick auf die Webseite der Deutschen Bahn geworfen habe und dann – angesichts von 13 Stunden Fahrt – doch den Flieger gebucht habe. Ist ja schließlich beruflich und mitten in der Woche habe ich mir gesagt … Und dann noch: Die Politiker tun es doch auch. 

Ernsthaft Birte??

Ja, ich schäme mich für mein Fliegen. Und finde: 5 Stunden sind kein hoher Einsatz, um die Welt zu retten. 

Ich möchte mich ändern. Nur noch fliegen, wenn es wirklich notwendig ist. Also wirklich notwendig. Und stattdessen Segelboot fahren, wie Greta diese Woche. 

Zum Flughafen würde ich dann trotzdem noch manchmal kommen. Zum Gucken, versteht sich.

Reisebuchung mit Omio

Du siehst: Auch mir fällt es alles andere als leicht, immer ganz nachhaltig zu reisen. Bei meiner Recherche bin ich auf das Portal Omio* gestoßen. Hier gibst du ein, wohin du reisen möchtest und siehst direkt die Reisedauer und Preise für Bahn, Bus und Flugzeug. Was mich hier wirklich noch einmal überrascht hat: Nicht selten geht es mit dem Zug tatsächlich sogar schneller. Omio hat auch noch weitere tolle und sehr nützliche Informationen in seinem Blog zusammengestellt, schaue dir doch mal den Beitrag über „Fair und nachhaltig reisen mit Omio“ an.

Kennst du schon unsere anderen Texte zum Thema?

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