Lagom-era: Lagom achtsam- Anne aus Schweden erzählt über ihr Herzensprojekt -


Anne ist vor zwei Jahren mit ihrer Familie nach Schweden ausgewandert. Dort hat sie den Lebensstil „Lagom“ kennengelernt. Im Interview erzählt sie, wie es ihr damit gelungen ist, nicht immer nach Optimierung zu streben, sondern hier und jetzt glücklich zu sein.

Anne, erzähl uns doch erst einmal was über dich: Wie bist du nach Schweden gekommen?

Wie viele tausende Menschen in Deutschland hatten wir als Familie den Traum, unser Leben zu verändern. Wir hatten große Sehnsucht danach, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, mehr Zeit für uns selbst zu haben und im Einklang mit der Natur zu leben. Und wir wollten uns später nicht vorwerfen, dass wir es nicht getan haben. Vor zwei Jahren haben wir deshalb unsere Wohnung und unsere Positionen als leitende Manager in Deutschland gekündigt und  haben in Schweden ein neues Leben als Unternehmer begonnen. Unsere Vision war dabei: Menschen zu unterstützen, die unzufrieden mit ihrem Leben sind. Und Menschen dabei zu helfen, Veränderungen vorzunehmen, in ihrem Job, in Freundschaften, Beziehungen oder auch in Bezug auf ihren Wohnort. Dazu haben wir die Lagom-Era gegründet, die Ära für ein ausbalanciertes Leben – ein Herzensprojekt für uns.

In Schweden bist du auch mit dem typisch schwedischen Begriff „lagom“ in Berührung gekommen. Erzähl uns doch mal, was es damit auf sich hat!

Der Begriff ,lagom‘ steht für ,genau richtig‘. Und er ist viel mehr als nur ein Wort oder ein vorübergehender Lifestyle-Trend. Lagom ist Lebenseinstellung, die tiefe Zufriedenheit im Alltag mit sich bringt.

Das musst du uns mal erklären!

Heutzutage sind wir oft von einem Zuviel oder einem Zuwenig umgeben. Wir arbeiten zu viel, sitzen zu viel, haben zu viel Stress, essen zu viel und bewegen uns zu wenig. Lagom heißt, ein gesundes Mittelmaß zu leben, das individuell genau richtig und eben nicht zu viel und nicht zu wenig ist. Dabei spielt Nachhaltigkeit und die Umwelt eine große Rolle. Schließlich sollten wir immer bewusst mit den Ressourcen umgehen und unsere Umwelt schonen.

Nenn uns doch mal ein paar Beispiele!

Zum Beispiel können wir heutzutage gemeinsam Dinge besitzen oder sie nur nutzen, anstatt sie zu besitzen. Dienste wie Spotify oder Netflix machen so etwas möglich. Oder aber wir kaufen gebrauchte Sachen anstelle von neuen – das schont den Geldbeutel und die Natur. In Stockholm gibt es beispielsweise das erste riesengroße Second-Hand Kaufhaus.

Zusammen mit deinem Mann hast du die Lagom-era ins Leben gerufen. Was hat es damit auf sich?

Genau, wir haben aus dem schwedischen Lebenskonzept des Lagom ein Konzept für Zufriedenheit im Alltag entwickelt. Lagom-Era steht für die Ära eines ausbalancierten und zufriedenen Lebens. Dazu gehören in einem ersten Schritt Achtsamkeit, Dankbarkeit und auch persönliches Wachstum. Ich selbst lebe gemeinsam mit meiner Familie lagom.

Das heißt ihr seid immer glücklich?

Nein, auch wir schweben nicht immer auf Wolke 7. Lagom leben heißt für mich, mit dem, was ich habe und mit dem, was mich umgibt, zufrieden zu sein, auch wenn es vielleicht noch nicht perfekt ist. Und mit dieser tiefen Zufriedenheit die Stürme des Alltags zu meistern, ohne daran unterzugehen.

Wie gelingt es dir, lagom zu leben?

Für mich hat das ganz viel mit Achtsamkeit zu tun, achtsam den Moment wahrzunehmen und anzunehmen. Das schafft mir einen Moment Zufriedenheit. Und genau das thematisiert auch unser erstes Buch „Lagom achtsam“*.

Doch damit nicht genug, denn ihr plant sogar schon einen zweiten und dritten Band. 

Genau, denn gleichzeitig heißt ,lagom leben‘ für mich auch, dankbar zu sein, für das, was wir haben. Denn oft erleben wir das Gute als selbstverständlich. Die Wissenschaft zeigt hier, dass wir Negatives viel stärker wahrnehmen als Positives.

Kannst du ein Beispiel nennen?

Stell Dir eine Schale mit Kirschen vor und darauf sitzt eine Schabe. Das zerstört die ganze Schale Kirschen. Stell Dir nun eine Schale mit Schaben vor und darauf liegt eine Kirsche. Der Einfluss der einen Kirsche ist nicht so stark wie der einer einzigen Schabe. Genau deshalb geht es in unserem zweiten Buch „Lagom dankbar“ um Dankbarkeit, die wir bewusst mit bestimmten Tools im Alltag stärken können, um nicht in die Negativfalle zu tappen.

Und worüber schreibt ihr im dritten Band?

Darin geht es schließlich um das persönliche Wachstum. Denn lagom leben heißt für mich auch, im Alltag aktiv zu sein und meine Träume zu verwirklichen. Dabei habe ich gelernt, dass es nicht nur entscheidend ist, meine Ziele zu erreichen, sondern auch den Weg zu genießen. Also: Wie erreiche ich meine Ziele? Wie gehe ich mit mir und mit meinem Umfeld um? Wie lerne ich aus meinen Fehlern und nutze sie zu meinem persönlichen Wachstum? Genau das ist Thema unseres dritten Buches „Lagom wachsen“.

Wie hat lagom dein Leben verändert?

Als Macherin und To-do-Listen-Queen habe ich gemerkt, dass mir das Durchatmen fehlt, das zur Ruhekommen. Ich habe viel erreicht und viel geschafft, aber habe es nicht genießen können. Denn es kamen gleich wieder neue To-do’s dazu … Zudem habe ich gemerkt, dass ich immer auf der Suche nach dem Glück war, das nur nie dort war, wo ich gerade war, sondern woanders, in der Zukunft. Und genau das macht auf Dauer sehr unzufrieden. Das wollte ich ändern und dabei hat mir ,lagom leben‘ geholfen.

Hast du noch Tipps für die Leser, wie lagom reisen funktioniert?

Für mich bedeutet lagom reisen im Einklang mit der Natur zu reisen. Also: Den Zug oder das Rad zu nehmen und möglichst auf das Flugzeug zu verzichten. Denn lagom reisen heißt auch, den Weg zu genießen, und das bietet sich beispielsweise fantastisch mit dem Rad an oder beim Wandern. Denn oft ist es mit dem Auto so, dass wir uns von A nach B bewegen und den Weg nicht groß mitbekommen. Fahren wir aber beispielsweise Rad ist es ein viel intensiveres Reisen, ich komme mit Menschen ins Gespräch, nehme Gerüche viel intensiver wahr und bewege mich noch dazu.

Lagom reisen heißt für mich auch – im Sinne von Achtsamkeit – das zu genießen, was nah in unserer Umgebung ist. Gerade mit Kindern erlebe ich immer wieder: Es muss nicht der Strand auf den Malediven sein, sie sind ebenso glücklich am Ostseestrand. Und da können wir auch als Erwachsene viel von diesem einfachen Glück lernen.

Lagom reisen ist ein wenig wie lagom leben: Nicht immer auf die großen weiten Ziele hoffen und hinfiebern, sondern auch die kleinen alltäglichen Schätze und Reisen wahrnehmen und genießen.

Vielen Dank liebe Anne für das tolle Interview und die schönen Schlussworte!

Wissenswertes

Du willst mehr über Anne erfahren?

Hier geht es zu ihrem ersten Buch "Lagom achtsam"*. Es zeigt Dir in einem ersten Schritt, wie wichtig es ist, Dein jetziges Leben anzunehmen. Denn: Viele reden immer von Ankommen, von Zielen, vom Optimieren. Was aber, wenn Du gerade jetzt, in dem Moment genauso richtig bist, wie Du bist?!

Neben ihrem aktuellen Buch gibt es noch ein Praxisbuch mit über 25 Übungen und ein Workbook, das Dich wie ein virtueller Coach täglich auf dem Weg zu mehr Achtsamkeit begleiten kann.

Ihre Webseite findest Du unter www.lagom-era.de. Hier findest Du interessante Blogbeiträge und kannst auch selbst Coachings bei ihr oder ihrem schwedischen Mann buchen.

Ihre Facebook-Seite findest Du hier https://www.facebook.com/lagom.ihr.lieben/

Eine Facebook-Gruppe, in der sich die Lagom-Era Communty austauschen kann, gibt es auch.

Du hast immer noch nicht genug von Skandinavien?

Dann empfehle ich dir meinen zweiten Blog Trollland. Den habe ich gegründet, weil die Geschichten über die nordischen Länder hier sonst viel zu viel werden würden. Schau dich doch gleich mal dort um!

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