Leben wie die Nomaden- Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil V: Ger-Camp -


In Ulaanbaatar werden wir von einem Fahrer abgeholt, der uns in den Nationalpark Gun-Galuut bringt. In der mongolischen Steppe wohnen wir in einer Jurte und erleben den Alltag der Nomaden.

Nach zwei Stunden Schlaf und mit einem kräftigen Kater steigen wir um vier Uhr morgens in Ulaanbaatar aus und werden zum Glück schnell eingesammelt, noch bevor wir uns auf dem Bahnsteig wieder schlafen legen können. Vorbei an einem riesigen 40 Meter hohen Monument für Dschingis Khan fährt der Fahrer unseres Kleinbus mit uns rund 130 Kilometer tief in die mongolische Steppe hinein. Weit und breit sehen wir nichts als trockenes Gras, hellgelben Farn und tiefdunkle Hügel am Horizont. Darüber: ein wolkenbehangener Himmel in allen erdenklichen grauen Schattierungen.

Das Nomads Day Festival in Gun-Galuut

Unser Ziel: Ein ökologisches Jurten-Camp mitten im Naturschutzgebiet von Gun-Galuut. Den Zeitpunkt für unseren Aufenthalt haben wir dabei nicht zufällig gewählt. Traditionell findet hier jedes Jahr am 17. und 18. September das „Nomads Day Festival“ statt. Zwei Tage lang feiern die Mongolen sich und ihre Traditionen und treten unter anderem in den drei traditionellen mongolischen Sportarten Ringkampf, Bogenschießen und Pferderennen gegeneinander an.

Als wir ankommen, sind die Spiele bereits in vollem Gange. Männer und Frauen tummeln sich in traditioneller Kleidung auf dem Platz, überall laufen Pferde, Kinder wuseln durch die Gegend. Touristen haben sich kaum her verirrt, die dreistündige Fahrt von Ulaanbaatar nehmen wohl nur die wenigsten auf sich. Auf der freien Fläche weht ein eisiger Wind.

Als unser Fahrer nach zwei Stunden andeutet, dass er uns jetzt zum Camp bringen würde, sind wir froh und dankbar. Zwar haben wir bereits alle Kleidung am Körper, die wir auf die Reise mitgebracht haben, doch es ist einfach bitterkalt.Umso mehr freuen wir uns, als wir beim Anblick unseres Gers bereits weißen Rauch in den Himmel steigen sehen. Jetzt erstmal aufwärmen. Ger heißt die mongolische Jurte, das traditionelle Zelt der mongolischen Nomaden. Ein kleines Schild an der buntverzierten Holztür verrät, dass wir in den kommenden Tagen im Zelt mit der Nummer 10 wohnen werden. Drinnen ist es dank des Ofens kuschelig warm, und wir können nur hoffen, dass die Wolldecken auf den Betten heute Nacht ebenfalls einen guten Job machen. Rundherum an den Wänden stehen vier Betten, in der Mitte ein kleiner Tisch. Das bunt verzierte Holzgerüst ist durch Baumwoll-, Filztextilien und einem Segeltuch bespannt und hält die Kälte hoffentlich draußen.Am Nachmittag steht überraschend der mongolische Guide aus dem Camp vor der Tür. Er hat vier kleine Ponys im Schlepptau und möchte mit uns einen Ausritt wagen. Vier Stunden reiten wir durch die Steppe, vorbei an einem tiefschwarzen Fluss, der die Weite der Landschaft in zwei Hälften teilt. Wir treffen auf wilde Pferde, Kühe und Schafe, nur Menschen und Maschinen erblicken unsere Augen nicht. Welch eine Ruhe, welch ein Frieden!Umso überraschter sind wir, als plötzlich ein Ger in der Ferne auftaucht und wir genau darauf zu steuern. Unser Guide macht uns Zeichen, dass wir die Pferde anbinden sollen und führt uns in das das Zelt. Eine Frau mit dickem Fließ und buntem Kopftuch begrüßt uns herzlich. Wir verstehen, dass es seine Mutter ist, die uns jetzt ihren Tee aus fermentierter Stutenmilch, Wasser uns Salz serviert. Ihr Bett dient uns als Sitzgelegenheit, über den Holzstreben hängen einige Kleidungsstücke, von der Decke baumelt – selbst hier fernab der Zivilisation – ein altes Handy. Wir zeigen Fotos aus unserer Heimat und versuchen, gegenseitig unsere Namen zu verstehen und zu lernen. Was für ein Erlebnis! Und obwohl wir ahnen, dass unser Guide dies öfter macht, so erscheint uns die Gastfreundschaft doch ehrlich und authentisch. Zurück im Camp erwartet uns zur Feier des Festival-Tages das Gala Dinner mit jeder Menge mongolischer Spezialitäten. „Sheep Brain Salad – Bon Appetite“ steht auf einem der kleinen Schilder am Büfett. Ob unsere nun folgenden Magenverstimmungen hier ihre Ursache hatten?

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Hier findest du die Links zu allen übrigen Teilen:

Der Auftakt zu einer großen Reise – Pläne schmieden für die Transsibirische Eisenbahn

Das Abenteuer beginnt – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil I: Moskau-Jekaterinburg

Frieren noch vor Sibirien – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil II: Jekaterinburg – Irkutsk

Ausflug zur Olchon Island – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil III: Olchon Island

Mit Dschingis Khan in die Mongolei – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil IV: Irkutsk – Ulaanbaatar

Wir werden Fernsehstars! Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil VI: Ulaanbaatar – Peking

Der Abschied – Meine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn Teil VII: Peking – Heimat

Bist du auch schon mal mit der Transsib gefahren …

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