Die versunkene Stadt- Ein Besuch in der Ruinenstadt Gede in Kenia -


Gede ist wie Angkor Wat nur ohne Menschen. Denn unserem Besuch in der alten Ruinenstadt wohnen nur ein paar Äffchen bei. Magisch ist es dort und so ist es kein Wunder, dass sich um den einstigen florierenden Handelsort zahlreiche Mythen ranken.

Als wir Gede erreichen, macht der historische Ruinenort seinem Ruf als verlassene Stadt alle Ehre. Gespenstisch leer ist das rund 20 Hektar große Areal, über dem sich an diesem Tag dunkle Wolken am Himmel entlang schieben. Es ist Ende September, die Regenzeit steht kurz bevor und die Touristen, von denen es hier, rund eine Autostunde südlich von Malindi, ohnehin recht wenige gibt, haben die Ostküste Kenias schon verlassen. Nur wir – zumindest scheint es so – und die Äffchen halten noch die Stellung. Letztere hüpfen von Stein zu Stein, erklimmen hier und dort ein altes Gemäuer und werfen uns verstohlene, aber neugierige Blicke zu. Die dunklen Blätter hoch oben in den riesigen Baumkronen der Affenbrotbäume wiegen sich sanft im Wind, bunte Schmetterlinge fliegen durch die Luft.

Am Morgen haben wir uns in Watamu auf den Sattel des nächstbesten Moto-Taxis geschwungen und sind die fünf Kilometer zur Ruinenstadt gefahren. Viel haben wir zuvor über die einst florierende und später versunkene Handelsstadt im Kilifi-Distrikt im Nord-Osten Kenias gehört. Die Mythen, die sich um die Stadt ranken, eilen ihr voraus. Denn einst tobte hier wahrlich das Leben. 2500 Menschen, die meisten von ihnen Seeleute, Händler und Siedler aus dem Oman, residierten hier. Ihren Reichtum verdankten sie dem Gewürzhandel, der Gede zu einem der wichtigsten Orte entlang der afrikanischen Ostküste werden ließ. Das belegen die Glasperlen aus Venedig sowie die Münzen und sogar eine Ming-Vase aus China. Fundstücke der Archäologen, die wir in einem kleinen Museum bestaunen können.

Merkwürdig: Anders als andere Swahili-Handelsstädte wie Lamu im Norden, Mombasa im Süden und Sansibar vor Tansania taucht Gede in historischen Handelskarten und -aufzeichnungen nicht auf. Und das ist nicht der einzige Grund für Verschwörungstheorien. Denn bis heute tappen die Historiker im Dunkeln, warum die Bewohner ihren Ort im 17. Jahrhundert auf Nimmer-Wiedersehen verließen. Gab es eine Seuche? Würden sie überfallen? Lag der Grundwasserspiegel schlichtweg zu tief? Ein historisches Rätsel – bis heute!

Fest steht, dass die Natur in der Folge viel Zeit hatte, den Ort, der damals noch tief im Arabuko-Sokoke-Wald versteckt lag, zurückzuerobern. Erst im Jahr 1884 wurde er von britischen Kolonialisten wiederentdeckt, nachdem ein britischer Einwohner von Sansibar, Sir John Kirk, das Gelände besuchte, um den Wald zu roden. Fortan wurden die Überreste der großen, gut etablierten Stadt wieder freigelegt.

Was geblieben ist, ist die mystische Atmosphäre, die jedem einzelnen Korallenstein aus dem Indischen Ozean anhaftet, aus dem die wichtigen Gebäude und Residenzen gebaut und bis heute erhalten sind. Normale Wohnhäuser aus strohgedeckten Lehmbauten sind der Natur gewichen, aber den Torbogen zur großen Moschee, den Palast, mehrere kleine Moscheen, 14 Steinhäuser und ein Grabmal, dessen Inschrift von Archäologen auf 1399 datiert wurde, können wir bestaunen. Und auf den Steinbänken, die bis heute im Palast stehen, sollen einst der Sultan und seine Berater debattiert haben.Als wir Gede verlassen, wird uns einmal mehr der Kontrast zwischen der wohlhabenden historischen Stadt und dem Leben dort draußen vor den Ruinen bewusst. Denn während die reichen Bewohner zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert in Häusern mit Badezimmern und Toilettenspülung lebten, müssen viele Einwohner im heutigen Gede, das an der Hauptstraße zwischen Mombasa und Malindi liegt, ganz ohne Strom und Wasser auskommen. Verrückt oder?

Wissenswertes

Wenn ihr Gede besuchen wollte, dann schnappt euch am besten ebenfalls ein Mototaxi oder Tuktuk. Der Fahrer ist zugleich euer Führer durch die Anlage. Ist euch das zu abenteuerlich, organisieren auch die örtlichen Hotels in Watamu einen Besuch. Der Eintritt für Touristen kostet 1000 Kenia-Schilling, umgerechnet rund 9 Euro.

Gede Ruins National Monument & Museum
Curator: Mr Jambo
www.museums.or.ke
E-Mail: gedemueseum@swiftmalindi.com
Tel.: +254 (0)42-2332065 ; (0) 722326313

Das Gede Ruins National Monument & Museum ist täglich von 7.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.