Eintauchen in die Engelsburg- Ein Besuch in Rom -


Ein neuer Tag in der ewigen Stadt – und obwohl ich Rom schon einige Male erleben durfte, habe ich mir nie die Zeit genommen, das Castel Sant’Angelo zu besuchen. Das bei uns als Engelsburg bekannte ursprüngliche Mausoleum für den römischen Kaiser Hadrian und seine Nachfolger fasziniert und lässt mich bis heute nicht los. Vom Hadrianeum, zur päpstlichen Kastellburg bis zum Museum!

Die Mauern ragen am Ende der Brücke auf, die ihren Namen dieser Burg gegeben hat: Die Engelsbrücke führt in ehrfurchtsvoller Manier zur Engelsburg. In der Sonne thront der braune Stein unberührt da, die Öffnungen rundherum, ganz oben erahne ich die Engelsstatue.

Warum ich nie einen Fuß in das für Kaiser Hadrian (117 bis 138 n. Chr.) errichtete Grabmahl gesetzt habe? Ich weiß es nicht – wie oft habe ich, im Mondschein auf der Engelsbrücke stehend, den Bau von unten bewundert, bin um die Mauern herum gegangen, habe so viel darüber nachgedacht, was sich hinter den meterhohen Bauwerken verbirgt?

Heute ist der Nachmittag endlich gekommen. Der Weg hinein führt direkt auf einen Rundweg, und sofort tauche ich ein in die Geschichte. In einem dunklen Alkoven lerne ich, welche Menschen hier begraben liegen, und allein die Namen sind bewegend. Hadrian, Mark Aurel, Commodus, Septimius Severus, Caracalla… Teilweise erhaltene Inschriften verraten mehr über die Männer, die die römischen Geschichte geschrieben haben.

Die Architektur des Baus ist von außen nicht zu erkennen, erst im Inneren wird klar, wie verzweigt und verschlungen die Gänge, Treppen, Aufgänge, höhlenartige Räume, Aussichtspunkte, Freiflächen und Hallen sind. Das ursprüngliche Mausoleum wurde als Zitadelle in die Befestigungslage um die Stadtmauern eingebunden und veränderte so nach und nach die Form. Dann wurde ein Stützpunkt integriert und schließlich unter zwei Päpsten im 15. Jahrhundert zu einem Stützpunkt umgebaut.

Vor diesem Hintergrund wird mir immer wieder bewusst, wie diese antiken Bauwerke die Zeit und ihren Nutzen überstehen und einfach hinnehmen, wozu wir Menschen sie nutzen. Logisch, wir haben sie schließlich auch erbaut und können ihren Nutzen verändern. Doch trotzdem stimmt es mich nachdenklich, ein Grabmal, eine Ruhestätte als Festung verändert zu sehen, Zellen eines Gefängnisses zu betrachten – und heute selbst als Besucherin durch ein ehemaliges Grabmal als Museum zu wandern.

Der Rundgang führt auch durch die prächtig ausgeschmückten Papstwohnungen, Gemächer und eine Schatzkammer.

Vielleicht kennst du die Engelsburg aus dem Roman von Dan Brown. Der Autor geht in Angels & Demons (bei uns bekannt als Illuminati) darauf ein, wie die Päpste hier während Gefahrensituationen Schutz suchten. Auch erzählt uns Brown von einem Geheimgang, den es wirklich gibt. 1277 ließ Papst Nikolaus III. den Passetto di Borgo oder Corridoio di Borgo bauen. Der Gang liegt oberirdisch in die Mauer integriert und führt über etwa 800 Meter zum Apostolischen Palast in der Vatikanstadt. Als Rom beispielsweise geplündert wurde, versteckte sich Papst Clemens VII. über diesen Fluchtweg in der Burg.

Ganz oben erwartet mich ein unglaublich weiter Blick über die Stadt. Die Mystik Roms unter mir, die gerade Linie der Engelsbrücke hinein in die Stadt, und dort, ganz versteckt, sogar das Colosseum.

Von hier kann ich auch zur Statue des Erzengels Michael hinaufsehen, die auf der Spitze des Gebäudes thront. Eine Geschichte steckt hinter der Engelsfigur: 590 wütete in Rom die Pest. Der damalige Papst sah über dem Hadrianeum die Erscheinung des Erzengels, der ihm verkündete, dass die Pest enden würde. Weil die Pest wenig später wirklich endete, steht der Erzengel heute wachend auf der Engelsburg. Allerdings nicht mehr im Original: Einst stand dort ein Marmorengel, der jetzt im Innenhof steht; die Figur, die wir heute sehen, ist aus Bronze und wurde 1752 von Peter Anton von Verschaffelt ersetzt.

Wenn ich heute an die Engelsburg zurückdenke, kommen mir allerdings nicht der Engel, die Aussicht oder die Mauer in den Sinn. Ich denke an die im Halbdunkeln liegende tiefe Ebene, in der sich wahrscheinlich das ursprüngliche Grabmal des Kaisers und seiner Frau befand. Über eine Rampe gehen wir heute darüber hinweg, haben meist keinen zweiten Blick übrig für das, was unter uns liegt. Aber für mich ist dieser Ort die „wahre“ Engelsburg: Der Grundstein, das Hadrianeum.

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Wissenswertes

Die Engelsburg kannst du täglich von 9 bis 19 Uhr besichtigen, der reguläre Eintritt pro Person kostet 15 Euro. Veranstaltungen finden zweitweise im Innenhof statt, unter anderem Konzerte.

Das Bauwerk hat insgesamt fünf Ebenen, eine Rampe führt von unten schraubenförmig weiter aufwärts. Ebene zwei zeigt das Gefängnis und Lagerräume, Ebene drei ist der militärischen Geschichte mit zwei Innenhöfen vorbehalten. Von hier kann man die Papstgemächer und das klassische Museum besichtigen. Ebene vier zeigt das Papstappartement mit bedeutenden Kunstwerken sowie die Schatzkammer und Säle. Oben angekommen warten auf der Terrasse der Bronzeengel und die Campana della Misericordia, die Armsünderglocke, die an die Vergänglichkeit der Schönheit erinnern soll.