"Und plötzlich freuen wir uns über die banalen Dinge ..."- Der Camino Primitivo Etappe 7 – Grandas de Salime nach A Fonsegrada -


Wieder viel zu viele Kilometer durch Regen und Matsch ohne Ende. Es folgt die bisher schlimmste und anstrengendste Etappe auf dem Camino Primitivo, die mich erneut an meine Grenzen bringt.

Da wir sowieso beide nicht wirklich gut schlafen können, stehen wir schon um fünf Uhr morgens auf. Auf dem Camino gewöhnt man sich schnell an die Zeiten und achtet eher auf Sonnenauf- und -untergang. Zuhause könnte ich mich niemals so früh aus dem Bett quälen.

Eigentlich wollen wir gemütlich frühstücken gehen in einem Café, das wir am Tag zuvor entdeckt haben und laufen deshalb ohne Kaffee und Essen im Magen bei stärker werdendem Regen hinaus in die Dunkelheit von Grandas de Salime. Doch dort angekommen, ist das Innere des Ladens so dunkel wie der Himmel. Also geht es ohne Koffein, mit unbequemem Regenponcho und schlechter Laune auf in die nächste Etappe. Es sollte der bisher schlimmste Tag des gesamten Caminos werden.

Während der Regen immer stärker wird, werden auch die Aufstiege steiler. Der Weg ist so matschig, dass wir schon nach einer Stunde aufgeben, es überhaupt zu versuchen, den Matsch zu umgehen. Die Ponchos sind warm und wir schwitzen uns halbtot. Zwischendurch laufen immer wieder Pilger an uns vorbei, was mich heute total in den Wahnsinn treibt.

Nach einigen Kilometern treffen wir auf die Frau aus Südafrika, welche wir am allerersten Tag kennengelernt haben. Ein bisschen freue ich mich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Wir laufen ein bisschen hinter ihr her, durch viele matschige Wald- und Feldwege, bis wir sie irgendwann nicht mehr sehen können. Es geht weiter bergauf und wir suchen verzweifelt nach einer Möglichkeit, Pause zu machen, während etliche Pilger an uns vorbeipreschen – wo kommen die bloß alle her? Und sind wir tatsächlich so langsam?

Endlich oben auf dem Hügel angekommen, gibt es nur eine einzige kleine Bar, wo plötzlich alle Pilger zusammentreffen und Pause machen. Es ist voll, stickig und laut. Und das Einzige, was ich gerade möchte, ist ein Moment Ruhe zum Durchatmen. Die Südafrikanerin gibt eine Runde Tapas für alle aus, dazu trinken wir Kaffee (außer Stefan, der trinkt Bier). Auch die Deutschen sind in der Truppe und so dauert es nicht lange, bis der Smalltalk startet. Es werden etliche Selfies gemacht und über belanglose Themen diskutiert. Wir würden am liebsten beide direkt weiterlaufen, denn erholsam ist diese Pause nicht.

Nach und nach ziehen die Kleingruppen weiter, wir laufen fast als letzte wieder hinaus in das Regenparadies. Wenig später holen wir die anderen jedoch schon wieder ein, weil es nun endlich mal bergab geht. Wir beschließen, noch eine weitere Zwischenpause in einem Restaurant zu machen, um die Energiereserven wieder aufzufüllen und unsere nassen Klamotten an der Heizung zu trocknen.

Der heftigste Aufstieg erwartet uns, als wir schon fast da sind. Direkt vor der Stadt geht es auf einmal so steil bergauf, dass wir kaum gerade stehen können. Der Waldweg geht über in einen Schotterweg, der uns die letzten Kräfte kostet. Wir schaffen es gerade so hoch in die Stadt A Fonsegrada. Dort gehen wir direkt zu einer Pension, die wir vorher auf einem Flyer gesehen haben – so kann man sich gut vorbereiten, denn die meisten Herbergen haben hier Flyer von Herbergen in der nächsten Stadt ausliegen.

In der Pension angekommen, treffen wir wieder auf alle anderen, die Deutschen, die Spanier, die Südafrikanerin und die beiden älteren Franzosen. Wir müssen nicht lange überlegen und mieten uns direkt ein Doppelzimmer für 40 Euro. Etwas teurer, aber wenn wir jetzt keine Ruhe bekämen, würde ich wahrscheinlich durchdrehen. Im Gemeinschaftsraum gibt es eine riesige Küche und mehrere Waschmaschinen, die wir gleich in Beschlag nehmen. Danach kaufen wir ein und verbringen einige Zeit in der Küche.

Den Rest des Abends ruhen wir uns aus und ich bin überglücklich, endlich mal Haare waschen zu können. Sich auf die Grundbedürfnisse zu beschränken, ist auf dem Camino nicht gerade einfach, doch man gewöhnt sich daran. Und man freut sich plötzlich über scheinbar banale Dinge, dass man es trocken und warm hat oder über Essen oder Ruhe. Deshalb freue ich mich zum Ende des Tages über ein eigenes gemütliches Bett, eine warme Dusche und einen leckeren Wein, während nebenbei Spongebob auf Spanisch im Fernseher läuft.

Bist du auch schon auf dem Camino Primitivo gelaufen und hattest du immer gute Laune?

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