"Sollen wir, oder sollen wir nicht ... ?"- Der Camino Primitivo Etappe 4 – Tineo bis Campiello -


Der vierte Tag ist vergleichsweise gemütlich. „Nur“ 19 Kilometer bei Sonnenschein und einen kurzen erbarmungslosen Anstieg. Doch dann gibt’s eine Planänderung und eine schwere Entscheidung zu treffen.

Der vierte Tag bricht an und gleichzeitig der erste Tag, der nicht so laufen sollte, wie geplant. Es ist die bisher kürzeste Etappe mit „nur“ 19 Kilometern. Nach einem Kaffee im Hotel brechen wir gegen neun Uhr fast als letzte auf. Wer hätte das gedacht, wieder ein erbarmungsloser Aufstieg?! Nach einer kurzen Essenspause in der Sonne geht es auf Asphalt Richtung Campiello, einem kleinen Dorf vor unserem Tagesziel Borres, einem noch viel kleineren Dorf. Das Wetter spielt mit, auch die Füße beschweren sich nicht so stark wie sonst. Alles läuft gut. Zu gut?Wir kommen in Campiello an und suchen uns einen Platz im Casa de Ricardo, in dem wir später auch die Spanier wieder treffen. Es ist erst 14 Uhr und wir überlegen, was wir tun sollen.

Eigentlich ist Campiello ein guter Ort zum Übernachten, doch damit würde sich die nächste Tagesetappe um fünf Kilometer verlängern. Genau das wollten wir eigentlich vermeiden, denn am nächsten Tag erwartet uns der Hospitales, die Königsetappe. Es ist der höchste Punkt des gesamten Camino Primitivos und mit Abstand der schwerste. Wir müssen einen Berg auf knapp 1200 Meter hoch und auch wieder herunter, mit extrem schmalen Pfaden, die teilweise ungesichert an Abhängen entlanglaufen. Dazu kommen unberechenbare Wetterumschwünge. Laut Wanderführer gibt es auf 20 Kilometern keine Möglichkeit, Pause zu machen und auch keinen Platz zum Unterstellen. Das erfordert wahrscheinlich alle Kraft, die wir haben – und da noch extra Kilometer laufen, wäre dämlich.

Wir besprechen uns im Casa de Ricardo mit dem jungen Spanierpaar, die ebenfalls unsicher sind. Wir wissen nämlich noch nicht einmal, ob der Hospitales überhaupt gelaufen werden kann, denn der Inhaber dort erzählt uns, dass oben auf dem Berg noch Schnee liegen soll und es zu gefährlich sei. Unser Schicksal hängt also wohl oder übel von der Sonne ab. Und die war uns in den letzten Tagen nicht gerade wohlgesonnen.Die Spanier laufen weiter nach Borres, doch das Casa in Campiello ist ein so sympathisches Familienunternehmen und hat sogar ein urgemütliches Doppelzimmer für 30 Euro, sodass wir beschließen, dort zu bleiben und das Wetter abzuwarten. Wir kaufen Essen im kleinen Markt direkt neben der Bar ein. Glücklicherweise ist die Tochter der Inhaber zu Besuch, die uns mit Englisch weiterhilft, denn ihre Eltern sprechen nur Spanisch. Nach einem leckeren selbstgekochten Essen in der Herbergs-Küche beschließen wir nach langem Überlegen – und ein bis zwei Gläsern Wein – die Hospitales-Route am nächsten Tag anzugehen, solange es nicht schneien würde. Wir sind ja schließlich nicht aus Zucker.

Der Wecker steht auf fünf Uhr morgens, alles ist vorbereitet. Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns auszuruhen, die Route für den nächsten Tag auszukundschaften und im TV Spongebob auf Spanisch zu gucken. Und ich bin unglaublich froh, dass wir mal alleine sind.

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