Wunderschön, idyllisch, ruhig- Der Camino Primitivo Etappe 8 – A Fonsegrada bis Castroverde -


Ein wunderschöner Morgen, endlich gutes Wetter und gute Laune überall. Doch die Etappe wird weitaus länger als zunächst geplant. Trotz idyllischer Landschaft bekomme ich abends wegen eines kleinen, nicht unwesentlichen Details panische Angst.

Auf eine erholsame Nacht folgt am achten Tag eine der anstrengendsten und längsten Etappen – schon wieder. Ich habe das Gefühl, dass die Hospitales-Route immer noch an den Kräften zehrt und hätten wir mehr Zeit, bräuchten wir spätestens jetzt eigentlich mal einen Tag Pause. Wir laufen etwas später als die anderen aus A Fonsegrada los. Zuerst gehen wir ein Stück entgegengesetzt unserer Route, um den tollen Anblick der Nebel- bzw. Wolkenschwaden unter uns festzuhalten, welche die Stadt wie ein weiches Wattebett umhüllen. Der Himmel ist blau, die Sonne lacht und es geht bergab – zu schön um wahr zu sein?

Ich bin etwas skeptisch, zu Recht, denn nach ein paar Kilometern geht es auch schon wieder steil bergauf auf einen Hügel mit alten Steinruinen, wo wir auf unsere Lieblings-Franzosen treffen. Wir beschließen, das gute Wetter für eine Pause auszunutzen.

Wir laufen viele Kilometer ohne Zivilisation in Sicht, bis wir endlich durch ein kleines Dorf zu einem zweiten mit einer Bar kommen. Hier machen wir Pause, während sich am Himmel die Wolken schon bedrohlich zuziehen. Währenddessen zieht auch die Frauentruppe aus A Fonsegrada an uns vorbei.

Es geht weiter in Richtung des nächsten Ortes auf vom Vortag noch matschigen Wegen und es dauert nicht lange, bis Schuhe und Hose dreckig und klebrig sind. Unser Zielort heißt Baleira, ein kleines Dorf nach etwa 25 Kilometern. Doch die Herberge, die wir uns ausgesucht haben, macht keinen guten Eindruck und so beschließen wir nach einer kurzen Trinkpause, noch ein paar Kilometer weiterzulaufen in den nächsten Ort. Aus ein paar werden neun Kilometer, die uns über einen kleinen Berg und danach über Feldwege an Flüssen vorbeiführen. Das Wetter ist klasse, es ist warm und die Nachmittagssonne versprüht trotz Anstrengung gute Laune. Endlich einmal wieder!

Wir überqueren kleine plätschernde Bäche und laufen an Pferdeweiden und ländlichen Häusern vorbei und plötzlich fühlt sich alles surreal an. Es ist einer dieser Momente, in denen mir bewusst wird, warum ich eigentlich diesen Weg eingeschlagen habe. Es ist einfach wunderschön hier, ruhig und idyllisch.

Die letzten Kilometer sind zäh, doch wir schaffen es endlich zur einzigen Herberge in Castroverde. Leider ist weit und breit keiner zu sehen, nur eine Telefonnummer steht am Empfangshäuschen. Mit brüchigem Spanisch versuchen wir der Frau am Telefon zu erklären, dass wir hier gern übernachten möchten. Ein paar Minuten später ist sie da und klärt mit uns die Formalitäten.

Die Räumlichkeiten sind kühl und lieblos eingerichtet, doch der Schock kommt erst im Schlafsaal: keine Decken! Nicht einmal dünne Wolldecken gibt es hier für die Nacht. Entsetzen und Angst machen sich in mir breit, denn ich weiß, wie kalt es nachts wird. Die Frau erklärt uns, dass es einen Heizstrahler gibt, den ich ohne zu Zögern direkt vor mein Bett stelle. Doch dann der nächste Schock: Um 10 Uhr wird alles abgestellt. Auch der Heizstrahler. Ich frage mich, wie ich die Nacht bloß überleben soll.

Stefan versucht mich etwas aufzumuntern, während wir durch die Stadt laufen. In einigen Läden schauen wir auch nach Decken, doch die sind viel zu teuer und ich hätte sie auch nicht mitschleppen können, sodass wir es wohl einfach riskieren müssen. Mir ist ziemlich mulmig dabei, doch eine Wahl haben wir nicht wirklich, denn es gibt auch keine andere Herberge in Castroverde.

Als wir zurückkommen, sehen wir die beiden jungen Spanier draußen die letzten Sonnenstrahlen einfangen. Sie haben es also auch bis hierher geschafft. Langsam füllt sich die Herberge. Wir improvisieren in der schlecht ausgestatteten Küche und planen den nächsten Tag. Um kurz nach 10 geht das Licht aus und ich versuche, mit Handtüchern und Klamotten bedeckt, die Nacht zu überstehen.

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