Kleine Wunder und perfekte Momente- Wie wir gelernt haben, achtsamer zu reisen -


Wir gestehen: Was unsere Reisen angeht, waren wir manchmal ganz schöne Planungsfreaks.  Hatten eine detaillierte Liste im Gepäck mit all den Orten, die wir gerne besuchen wollten. Hatten uns vorab genau überlegt, wann wir wo wie lange bleiben wollen, damit wir möglichst alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Klingt ein bisschen verrückt, oder?

Aber wir können das erklären: Wir haben beide Vollzeitjobs und nur rund 30 Tage Urlaub im Jahr. Die wollten wir natürlich optimal nutzen. Viel sehen und viel erleben. Mit dem Gefühl nach Hause fliegen (oder fahren), das Beste aus der begrenzten Zeit herausgeholt zu haben.

War das jetzt richtig, wie wir gereist sind?

Später saßen wir dann auf der Couch und sortierten all unsere Urlaubsfotos. Versuchten uns an Details zu erinnern: In welchem Ort war nochmal dieses hübsche Café mit den bequemen Sesseln und dem herrlichen Schokoladenkuchen? Und vor welcher der vielen Burgen stand eigentlich dieser Dudelsackspieler, der mit seiner Interpretation von „Highland Cathedral“ für eine solch unglaubliche Atmosphäre sorgte? Erschlagen von all den Eindrücken kamen wir ins Grübeln: War das jetzt richtig, wie wir gereist sind? Haben wir unser Ziel, Land und Leute kennenzulernen, wirklich erreicht? Haben wir die ganzen Besonderheiten und den individuellen Charakter des Landes überhaupt wahrgenommen? Oder haben zu viel Zeit damit verbracht, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu jagen?


Man sagt, Reisen verändert den Menschen. Und mit jeder Reise lernt man dazu. Wir haben gelernt, achtsamer zu reisen. Aufmerksamer zu sein und uns Zeit zu nehmen für die vielen kleinen Wunder, die uns an jedem Ort umgeben. Uns leiten zu lassen von spontanen Ideen statt von akribischen Plänen. Denn das macht so viel zufriedener. Möchtest auch du mehr Achtsamkeit in deinen Reisealltag integrieren? Dann helfen dir diese Tipps und Erfahrungen vielleicht weiter.

Planung ist gut, Spontanität ist besser!

Unsere Reise durch Laos und Kambodscha war ein Paradebeispiel in Sachen Spontanität. Der Abstecher zur Ebene der Tonkrüge zum Beispiel klang im Reiseführer unfassbar spannend und schien gut in unsere angedachte Route integrierbar. Als wir vor Ort dann nach einem passenden Busunternehmen für diese Tour suchten, landeten wir unsanft auf dem Boden der Tatsachen: Zwei ganze Tage würden nur für An- und Abreise draufgehen – ohne Garantie, dass der Bus auch wirklich am zugesagten Tag zurück fuhr. So viel Zeit konnten und wollten wir in Anbetracht unserer begrenzten Urlaubstage einfach nicht aufbringen. Aus dem Bauch heraus entschieden wir uns stattdessen dafür, zwei Tage länger in Luang Prabang zu bleiben. Und das war goldrichtig! Denn plötzlich hatten wir Zeit für einen Ausflug zu einem wunderschönen Elefantenschutzgebiet, den wir vermutlich nie wieder vergessen werden. Zeit für ein paar erfrischende Beerlao im gemütlichen „Dyen Sabai“-Restaurant, während wir zuschauten, wie die Sonne langsam hinter dem heiligen Mount Phousi versank. Ein wirklich magischer Anblick! Wir hatten Zeit, die Stadt so richtig zu genießen, in die wir uns schon vom ersten Augenblick an verliebt hatten. Was kann es Schöneres geben?

Zu Fuß erlebt man mehr!

„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ In diesen Worten (von Goethe, vermutet man) steckt so viel Wahres! Natürlich möchten wir motorisierte Transportmittel wie Autos oder Busse nicht missen, um auch im Ausland problemlos weitere Strecken zurücklegen zu können. Aber wann immer es geht, sind wir zu Fuß unterwegs. Wir erleben unsere Umgebung dann einfach so viel intensiver. Nehmen Dinge wahr, die uns sonst vielleicht verborgen geblieben wären. Seid ihr schon mal in einem anderen Land über einen Markt gelaufen? Wir lieben all die fremden Gerüche, die dort auf einen einströmen! Habt ihr schon mal einen Blick in die vielen unscheinbaren Seitensträßchen geworfen, die sich in fast jeder Stadt im Schatten der Hauptstraßen verstecken? Aus dem Auto heraus wären sie euch vermutlich noch nicht mal aufgefallen. Dort entdeckt man oft die tollsten Läden. In Stockholm zum Beispiel sind wir auf ein winziges Café gestoßen mit nur zwei kleinen Tischen, aber unfassbar leckerem Kuchen. Und glaubt uns: wenn ihr euch die atemberaubende Aussicht von einem Berg mühevoll selbst erwandert habt, werdet ihr sie umso mehr genießen können! Probiert es aus: Lasst das Auto stehen!

Manche Momente sind perfekt – man muss sie nur erkennen!

Vor lauter Abenteuerdrang verliert man leicht den Blick für das Hier und Jetzt. Auf den Seychellen zum Beispiel waren wir wild entschlossen, unseren Traumstrand zu finden. Strahlend weißer Sand, tiefblaues Wasser, schattenspendende Palmen und natürlich imposante Granitfelsen – beeinflusst von diversen Reiseberichten hatten wir ein ganz klares Bild vor Augen. Also schwangen wir uns auf’s Fahrrad und strampelten von Bucht zu Bucht – immer fest in dem Glauben, dass die nächste bestimmt noch ein bisschen schöner sein wird! Irgendwann ließen wir uns erschöpft in den Sand fallen: Zeit für eine kurze Verschnaufpause, gleich geht´s weiter! Da saßen wir nun auf unseren Handtüchern und hörten dem Plätschern der Wellen zu. Spürten den sanften Wind, der durch die Äste der Takamaka-Bäume strich. Beobachteten die kleinen Krabben, die flink von Sandloch zu Sandloch huschten. Plötzlich wurde uns klar: Wir hatten unser Paradies gefunden! Es war vielleicht nicht perfekt, aber perfekt für den Moment! Also blieben wir und genossen den Nachmittag in vollen Zügen. Und vergaßen glatt die Zeit um uns herum. Als wir später unsere Räder zurück auf die Straße schoben, versank die Sonne bereits am Horizont.

Die kleinen Dinge sind manchmal die größten!

Wann haben wir verlernt, uns über Kleinigkeiten zu freuen? Wann ist in unserem Alltag alles so selbstverständlich geworden? Wir könnten viel glücklicher sein, wenn wir all die kleinen Dinge wahrnehmen würden, die unser Leben täglich bereichern. Auf Reisen versuchen wir deswegen ganz bewusst, unseren Blick auf genau diese kleinen Dinge zu lenken. Eine einfache Getränkedose – gekauft in Laos an einer kleinen Wellblechhütte, die wir ganz unverhofft mitten im Nirgendwo gefunden haben – hat uns wahrlich Jubelschreie entlockt, nachdem wir bereits zwei Stunden auf dem Fahrrad in der Mittagshitze unterwegs waren. Noch nie hat ein Schluck eiskalte Cola so gut geschmeckt! Mindestens genauso groß war unsere Freude über ein Paket Thunfisch-Cracker, das wir nach unserer Wanderung zur Cathedral Cove aus unserem Rucksack fischten (unsere Airbnb-Gastgeberin hatte es dort hinein geschmuggelt). Es müssen aber gar nicht unbedingt nur materielle Dinge sein, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wir erinnern uns noch genau an den Moment, als bei unserer Bootstour über den Milford Sound plötzlich der  Dauerregen aufhörte und wir das herrliche Fjordpanorama fortan vom Deck des Schiffes genießen konnten. Manchmal braucht es eben gar nicht mehr für ein paar Glücksgefühle.

Weg von den Touristenpfaden, rein ins echte Leben!

Beim Reisen kommt es uns schon lange nicht mehr darauf an, möglichst viel zu sehen. Nur von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hetzen ist überhaupt nicht unser Ding. Wir wollen ein Land erleben. Verstehen, was es ausmacht. Und dabei hilft kein Reiseführer aus Papier! Um einen wirklich authentischen Einblick zu bekommen, fragen wir bei jeder Gelegenheit die Einheimischen nach persönlichen Tipps. Denn niemand kennt ein Land so gut wie die Menschen, die dort leben. Wo verbringen sie einen sonnigen Sonntagnachmittag? Wo gehen sie am liebsten essen? Welche Aktivität ist gut geeignet für einen Regentag? Mit unserer Neugier sind wir immer auf offene Ohren gestoßen und konnten so die wunderbarsten Orte abseits der üblichen Touristenpfade besuchen. Ein großartiges Steakhouse in Edinburgh zum Beispiel, in dem sich unser Airbnb-Host Derek selbst gern mit seinen Freunden trifft. Oder einen einsamen Leuchtturm an Schottlands windgepeitschter Westküste, den unsere Gastgeberin in Glenborrodale oft für ihre eigenen Abendspaziergänge ansteuert. Nie hätten wir vermutet, dass sich mitten im Nirgendwo, am Ende dieser unscheinbaren Straßen ohne Schilder, eine solch einmalige Kulisse verbirgt. Traut euch: Fragen kostet nichts, kann aber unvergessliche Erlebnisse bescheren.

Eine Herzensangelegenheit: Achtsam sein – und Achtung schenken!

Achtsam zu reisen bedeutet für uns nicht nur, auf uns selbst zu achten, sondern auch auf unser Umfeld! Rücksicht zu nehmen auf fremde Gepflogenheiten. Allen Menschen mit dem Respekt gegenüberzutreten, den sie verdient haben. Für uns ist das selbstverständlich, schließlich sind wir nur zu Gast in einem Land. Es tat uns in der Seele weh, als wir in Laos mitansehen mussten, wie andere Reisende den jungen Mönchen bei ihrem morgendlichen Almosengang durch Luang Prabang ihre Kamera direkt vor die Nasenspitze gehalten haben. Genauso wenig konnten wir Verständnis aufbringen für all diejenigen, die nur knapp bekleidet auf den Heiligtümern von Angkor in Kambodscha herumturnten. Wir versuchen immer, uns anzupassen. Wollen möglichst wenig auffallen und niemanden mit unserem Verhalten verletzen. Eben: Achtsam sein und Achtung schenken.

Wissenswertes

Ihr wollt Sandra und Patryk auf ihren Reisen begleiten? Das könnt ihr! Schaut doch mal auf ihrem Blog "Wir dort und hier" und auf ihrem Instagram-Account vorbei! Die beiden freuen sich auf euren Beusch!