Gewürzinsel Sansibar- Spicetour in Bububu -


Wer dort hingeht, wo der Pfeffer wächst, wird früher oder später auf Sansibar landen – dieser wunderschönen Insel vor der Küste Tansanias im indischen Ozean. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts floriert hier der Gewürzhandel. Kein Wunder also, dass der findige Besucher bloß dem betörenden Duft zu folgen braucht, um eine der zahlreichen Plantagen zu entdecken.

„Jambo“, ruft der kleine dunkelhäutige Mann mit dem blau-weiß gestreiften Fußballtrikot uns schon von weitem entgegen. „Zanzibar“ steht in großen Letter auf seinem Shirt, das so viele hier mit Stolz tragen. „Jambo, Mambo?“, sagt John noch einmal, „Hallo, wie geht es euch?“ Kisuaheli kann so einfach sein.

Wir haben uns mit dem Einheimischen verabredet, damit er uns zeigt, wo der Pfeffer wächst. Und natürlich auch die vielen anderen Gewürze: die Vanille, die Muskatnüsse, der Zimt und die Nelken. Speziell letztere haben der Insel einst internationalen Ruhm und Wohlstand gebracht, waren sie doch kostbares Handelsgut und wurden sogar mit Gold aufgewogen.

Kein Wunder also, dass das Landesinnere von Sansibar bis heute mit zahlreichen Gewürzfarmen überseht ist, und genau dort nimmt uns John jetzt mit hin. Durch Orte wie Kibweni und Bububu fährt er mit uns vorbei am Masingini Forest, bis wir schließlich am Haus seiner Familie ankommen. Ein süß herber Geruch umschließt die Sträucher und Bäume, kein Wunder, denn fast alle Gewürze, die wir aus unserer heimischen Küche kennen, wachsen hier – und zwar wild durcheinander. Permakultur nennt sich das und die lokale Bevölkerung ist überzeugt, dass die Pflanzen und Bäumen in ihrer natürlichen Umgebung und der natürlichen Art und Weise am besten gedeihen.

Die ersten grünen Sträucher, die John uns präsentiert, sind die Maniokpflanzen. Bis zu fünf Meter ranken sie sich in die Höhe und wir wissen nun endlich auch, wo die Wurzelknollen an den Straßenständen ihre Herkunft haben. Bei den Sansibaris gehören sie zu den Hauptnahrungsmitteln, sie verarbeiten sie als Kartoffelmehl zu Brei und Klößen.

Weiter geht es zu einem Baum und wir dürfen raten, um welche Pflanze es sich hierbei handelt. Wir schnuppern und tippen: Nelke ist die richtige Antwort! Vier Millionen Nelkenbäume, erzählt uns John, gibt es heute insgesamt auf Sansibar.

Pili pili manga, der kisuahelische Name für Pfeffer, der je nach Reifegrad rot, weiß oder grün ist, erkennen wir hingegen nicht gleich. Immer acht bis zehn Körner hängen wie auf eine Schnur gezogen zusammen.

In kleinen Tüten aus Palmenblättern sammeln wir, was wir bereits entdeckt haben: Sternenfrucht, Ingwer und Lemongras landen darin und nur die Vanillestangen, die im frischen Zustand wie grüne Bohnen aussehen, und die Zimtrinde belassen wir dort, wo sie weiter wachsen können.  John erzählt uns, dass Vanille das kostbarste Gewürz hier auf Sansibar ist: Eine kleine Schachtel mit einigen Stangen kostet umgerechnet fast 15 Euro. Der internationale Handel allerdings habe für Sansibar harte Konkurrenten hervorgebracht – die goldenen Zeiten seien längst vorbei.

Dann zeigt John plötzlich auf eine Frucht, die einer Kastanie zum Verwechseln ähnlich sieht. Die kleinen roten Kügelchen im Inneren zerdrückt er und schmiert sich die Farbe auf die Lippen: „Ein Lippenstift ganz ohne Chemie“, sagt er und erzählt uns, dass die Frauen die Früchte nutzen, wenn sie nicht genügend Geld für einen richtigen Lippenstift haben.

Doch auch die Männer profitieren von den Gewächsen, die ihnen die Natur hier bietet, denn ein Highlight hat sich John bis zum Schluss aufbewahrt: „Das ist eine Muskatnuss, das Liebesgewürz der Männer“, sagt er schelmisch. Und empfiehlt noch: „Sansibar kann eben in vielerlei Hinsicht Würze in den Urlaub bringen.“

Dieser Artikel ist in leicht veränderter Form auf den Portalen von 1und1 (web.de, gmx.net, gmx.at und gmx.ch) erschienen.