Leben unter der Mitternachtssonne- Eva Schmutterer hat eine Galerie am Nordkap -


Jährlich reisen Tausende aus aller Welt zu Europas vermeintlich nördlichstem Punkt, wo die Sonne im Sommer nicht untergeht und sich das Grün nach langen Monaten unter der Schneedecke endlich seinen Platz in der kargen Landschaft zurückerkämpft. Und eine von ihnen bleibt auch dann noch, wenn sich ihre Landsleute längst auf den Heimweg begeben haben: Die Deutsche Eva Schmutterer hat sich für ein Leben am Nordkap entschieden.

Sonnengelb strahlt ihr Häuschen schon aus der Ferne und wer den Weg vom Nordkap zur kleinen Galerie von Eva Schmutterer sucht, der sieht schon von weitem, wie es sich auf der kleinen Anhöhe im azurblauen Klar des Hafenbeckens spiegelt. „East oft the sun“ – „ Östlich der Sonne“ steht in blauen Buchstaben auf einem grauen Schild auf der typisch nordischen Holzfassade.

„Herzlich Willkommen“, sagt Eva Schmutterer und breitet die Arme zu einer einladenden Geste aus, mit der sie ihre Gäste, heute schon die dritte Reisegruppe aus Deutschland, herzlich empfängt. Ihre Galerie ist ein Geheimtipp wahrlich nicht nur für Kunstliebhaber. Vielmehr versteht es die gebürtige Nürnbergerin, ihre Gäste mit Geschichten aus ihrem Alltag in dem kleinen Örtchen Kamøyvær in ihren Bann zu ziehen.

In Mitten von Mitternachtssonne, Schneestürmen und Polarlichtern gestaltet Schmutterer seit 2005 ihre Kunstwerke und schreibt Geschichten über das Leben am Nordkapp. „Der Anfang hier war wahrlich nicht leicht“, erzählt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich habe mich oft gefragt, wo ich hier gelandet bin.“ In ihrer Heimatstadt in Franken hatte sie einst einen Mann von der Insel kennengelernt, wie sie erzählt, und folgte ihm schließlich vor 17 Jahren in seine Heimat, rund 800 Kilometer nördlich des Polarkreises. Seither lebt sie in dem kleinen Fischerdorf, zusammen mit 63 anderen Menschen, sechs Hunden und vier Katzen.

Ein Alltag bestimmt durch die Jahreszeiten

”Ich beginne meine Geschichte immer mit der Jahreszeit, nach der wir uns hier auf der Insel alle am meisten sehnen”, sagt sie. ”Das ist Ende Januar, wenn die Sonne nach der langen Polarnacht endlich wieder über dem Horizont schaut.” Lediglich eine viertel Minute lang dauere das Spektakel am ersten Tag, danach aber geht die Sonne jeden Tag zehn Minuten früher auf und zehn Minuten später unter.

Anderthalb Meter hoch liegt der Schnee zu dieser Zeit und erst, wenn er Ende Mai langsam schmilzt, wird die Insel schlagartig grün. „Osterglocken blühen bei uns erst Mitte Juli“, erzählt Schmutterer.

Gespannt lauschen alle ihren Geschichten vom Winter, wenn das Licht im gleichen Tempo verschwindet, wie es gekommen ist, jeden Tag 20 Minuten. „Und wenn dann die Nordlichter am Himmel auftauchen, grün, gelb, weiß und manchmal sogar rot, dann hat das für mich auch nach 17 Jahren immer noch etwas Magisches”, sagt die Künstlerin.In ihrem Dörfchen Kamøyvær gibt es kein Geschäft und der nächste Supermarkt liegt im zwölf Kilometer entfernten Örtchen Honningsvåg. Alle zwei bis drei Stunden fahren deshalb im Winter dicke Schneepflüge über die Straßen der Insel, um den Weg freizuräumen.

„Und bei schlechter Sicht und Lawinengefahr müssen sich alle am Schlagbaum einfinden und dann in Kolonne dem Schneepflug hinterher fahren.“ Kolonne – so nennen sie das hier am Nordkapp, wenn vier bis fünf Autos hintereinander die langen einsamen Straßen entlangfahren.

Und manchmal geht gar nichts mehr

An fünf bis zehn Tagen, so erzählt Schmutterer, bliebe der Schlagbaum aber unten, dann nämlich, wenn ein Orkan über der Insel wütet. ”Und wir haben heftige Orkane hier, die mit 150 Kilometern pro Stunde über die Insel fegen. Da kann dann wirklich kein Mensch mehr vor die Tür gehen”, sagt sie. Beruhigt habe sie vor allem in ihrer Anfangszeit, dass die Häuser mit Stahlseilen festgebunden seien, die im Grundgestein festgeschraubt werden.

Ihre Landschaftsskizzen zeichnet Schmutterer direkt in der Natur, klebt sie später als Collagen an langen Wintertagen zusammen. Als Material dienen ihr alte Zeitschriften, die ihr die Dorfbewohner bringen. Beeindruckend wirkungsvoll entstehen so die Mitternachtssonne über dem Horizont des Nordkaps, eine Möwenschar über kargem Land, ein Rentier am verlassenen Fjord.

Du willst Eva Schmutterer in ihrer Galerie besuchen?

Das Fischerdörfchen Kamøyvær liegt direkt an der Straße, die zu den steilen Klippen des Nordkaps führt – circa 15 Kilometer von Honningsvåg, dem Zentrum der Insel Magerøya, entfernt.

Zwischen dem 15. Mai und dem 15. August ist Hauptsaison am Nordkap. Die Galerie ist dann immer von 15 bis 22 Uhr geöffnet. Außerhalb der Saison öffnet Eva Schmutterer aber auch gerne auf Anfrage.

Auch von zuhause kannst du in die Welt am Nordkap eintauchen

Eva Schmutterer hat Bücher für jedes Alter geschrieben, die ich euch wirklich ans Herz legen möchte:

  • Rudi, das Rentier am Nordkap: Eine Geschichte über Rudi, das Rentier vom Weihnachtsmann, der im Sommer seine Tante Lieselotte am Nordkap besucht, sich verliebt und gar nicht mehr zurück zum Weihnachtsmann will. Das Buch bei Amazon*.
  • Lisa und Schmurkk, der Troll: Lisa ist ein Menschenmädchen, die in Honningsvåg wohnt und Schmurkk ist ein Trolljunge vom Nordkapp. Die beiden freunden sich an und erleben zusammen so manches Abenteuer. Das Buch bei Amazon*.
  • Hier, wo die Welt zu Ende ist – ein informativer Streifzug rund um das Nordkap. Über die Reisen von Nordkappfahrern der vergangenen Zeiten. Das Buch bei Amazon*.

Auf www.evart.no findest du außerdem viele Informationen rund um Eva Schmutterers künstlerische Arbeiten.

Auf www.nordkapp.no bietet der Tourismusverband Nordkapp Reiseliv viele nützliche Informationen rund um das Leben und den Tourismus am Nordkapp.

Du willst sehen, wie es am Nordkap jetzt gerade aussieht? Hier geht’s zur Webcam: http://nordkapp.kystnor.no

Auch einen Tipp für einen Reiseführer habe ich für dich, und zwar den Reiseführer Skandinavien – der Norden von Reise Know-How*. Er deckt meiner Meinung nach die Region am besten ab und enthält viele hilfreiche Tipps!

Ich liebe Skandinavien – du auch?

Dann schau dich doch am besten gleich mal auf meinem zweiten Blog Trollland um. Den habe ich gegründet, weil die vielen Geschichten, die ich aus dem Norden mitgebracht habe, hier einfach zu viel geworden wären. Ich freue mich, wenn du gleich mal vorbeischaust!

Und zu guter Letzt:

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Warst du denn eigentlich auch schon am Nordkap? Erzähl mir in den Kommentaren mehr davon!