Coconut Lagoon Island- Leseprobe -


Weiße Perlen auf schwarzer Seide. Schwere Lider, ein Wimpernschlag. Erde rieselt in das Loch im Boden, zwei mal zwei Meter, groß genug, gerade so. Gestalten lösen sich aus ihrer Starre, man spannt Schirme, geht mit gesenkten Köpfen und dumpfen Worten aneinander vorüber, Handschläge zum Abschied, auf kein Wiedersehen.

Im Dunst stehst du, zwischen deinen Fingern die weißen Kugeln auf dem Kragen deines Kostüms. Selten warst du so schön, selten die Welt um dich herum so hässlich. Sie stehen dir gut, diese Perlen, es ist fast vierzig Jahre her, seit du dieses blaue Samtsäckchen nahmst, die Schnur auseinander zogst und keine Worte finden konntest. Du hast die Perlen versteckt, so lange, dass ich dachte, sie würden dir nicht gefallen, du würdest dich nicht an unser Versprechen halten – hätte ich nur damals schon verstanden, dass sie dir zu gut gefielen, um sie um deinen Hals zu tragen, sichtbar für alle anderen, ein Zeichen an die Welt: Schaut, hier, ein Mann schenkte mir meine ersten, echten Perlen. Und nun stehst du hier, das Weiß ein Schein am Rand der Trauer, ich der Einzige, der um die Geschichte deines Halsschmucks weiß, ich der Einzige, der sich noch daran erinnert, was Perlen am Hals einer Frau einmal bedeuteten.

Die Zeit hat dir gut getan. Du trägst dein Haar jetzt kurz. Weißt du noch, damals, als es dir noch bis zu den Hüften reichte? Als die Menschen auf den Mond flogen und wir staunend vor den körnigen Bildern vor dem ersten Fernseher im Dorf hockten. Menschen im Weltall, heute nur noch ein Schulterzucken.

Du warst Neil, ich war Aldrin, wir hüpften durch den Sand und wirbelten im Mondstaub unserer Vorstellungskraft, 1969, es ist so lange her. Ob du weißt, dass man jetzt sogar auf dem kleinsten Smartphone zusehen kann, wie unsere Helden Geschichte schrieben, einfach so auf YouTube? Etwas Gigantisches, komprimiert in winzige Pixel. Manchmal fühle ich mich genauso.

Ich sollte die Hand heben und dich begrüßen. Ich sollte zu dir gehen, deine Hände in meine nehmen, deine Perlen bewundern, dir ein Kompliment machen, dir Trost spenden, dir ein Freund sein, jetzt, wo du es am meisten brauchst.

Nichts, was ich sagen könnte, würde dir helfen, aber ich könnte es versuchen, könnte, sollte, müsste …

Ein Tropfen fällt mir in den Nacken. Du lässt deine Hände sinken, die Kette mit den Perlen jetzt in deiner Hand, eine Schnur, die rechts und links aus deiner Faust ragt. Ich weiß, dass du keinen Schirm über dich halten wirst, denn niemand soll erkennen, dass das Nass auf deinen Wangen nichts mit dem Regen zu tun hat.

Meine Kehle ist eng. Ich richte meinen Blick starr auf diejenigen in ihren Uniformen, die die Erde jetzt hastig in das Loch zu deinen Füßen schaufeln.

Deine Faust öffnet sich. Perlen schlagen auf Holz. Nasse Erde rieselt über das Weiß. Du drehst dich um, kein Blick zurück. Das Letzte, was ich von dir sehe, ist der Saum deines Kleides, der hinter den Tannen verschwindet.

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Meinen kompletten Roman kannst du dir hier kostenfrei als PDF herunterladen. Ich freue mich, wenn du mir schreibst, wie es dir gefallen hat: julia@waitingishappiness.com. Genieße deine Lesestunden!

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Wissenswertes

Meinen Roman "Coconut Lagoon Island" habe ich während des Lockdowns in 2020 geschrieben. Heute möchte ich ihn dir kostenfrei zur Verfügung stellen, um die Geschichte mit dir durch die Welt reisen zu lassen. Wann immer du unterwegs (oder auch in deinem Zuhause) abtauchen möchtest in die Welt zwischen den Seiten: Du findest hier immer einen Ort, der dich willkommen heißt. Wenn dir gefällt, was du liest, kannst du auf dem Blog unter dem Stichwort "Kurzgeschichten" noch mehr Texte von mir entdecken.

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