Sonne, Yachten, Überfluss- Eine Reise ins Schlaraffenland -


Vor dem Casino Monte-Carlo steht ein goldener Adler. Ohne Spaß: Der ist größer als ich. Über und über mit Goldkettchen bedeckt, die smaragdenen Augen leuchten in der Sonne. Neben mir hält eine Limousine, aus der eine Frau in bodenlanger Seide steigt, an ihrer Seite ein Mann im weißen Leinenanzug — er trägt einen so üppigen Rosenstrauß in den Armen, dass ich sein Gesicht nicht sehen kann. Gemeinsam gehen sie an dem Adler und mir vorbei, und schweben hinein in ihre Welt aus Prunk und Reichtum. 

In Monaco scheint die Zeit ein bisschen anders zu laufen. Das Fürstentum, der zweitkleinste Staat der Erde (gleich nach dem Vatikan), liegt an der Côte d´Azur, ganz nah an der italienischen Grenze. Eigentlich gehört Monaco also nicht zu Frankreich, auch wenn die alleinige Amtssprache Französisch und nicht Monegassisch ist. Zum ersten Mal gehört habe ich von Monaco, als meine Oma mir von der Hochzeit Grace Kellys mit Fürst Rainier vorschwärmte. Die war 1956.

Heute sind die winzigen neun Stadtbezirke dicht bewohnt, extrem mondän und ein Spielplatz für die Reichen und Schönen dieser Welt. Hier zahlen die, die sowieso genug Geld haben, weder Einkommens- noch Erbschaftssteuern. Wer einmal in einem anderen Land Steuern hinterzogen hat kommt gerne nach Monaco, denn hier ist das egal. Das ganze Jahr über lässt es sich hier gut leben. Palmen, Sandstrand, die salzige Luft des Meeres, opulent duftende Blumenkübel an jeder Ecke. Ein wenig Kultur gefällig? Im Opernhaus von Monaco, ich kann den hohen Turm in der Ferne erkennen, haben schon Caruso und Pavarotti gesungen. Die Straße ist gesäumt vom Inbegriff des modischen Himmels. Chanel, Gucci, Prada, Cartier.

Natürlich kann ich mir nichts davon leisten. Die Dame mit dem Seidenkleid ist verschwunden, als ich mich umdrehe, ihr Begleiter ist sicherlich bereits im Zigarrenzimmer des berühmten Casino Monte Carlo und die Limousine steht jetzt zwischen mindestens zehn anderen Prachtkarossen geparkt. Monte-Carlo ist einer der neun Stadtbezirke von Monaco und beheimatet nicht nur das Casino, sondern auch das Café de Paris und den Fürstenpalast.Am besagten Café überkommt mich die Lust auf einen luxuriösen Eisbecher. Ich will auch einmal mitmachen! Für 12 Euro bekomme ich zwar nur eine winzige Kugel, aber die feinen Blattgold-Sprenkel gibt es immerhin gratis dazu. Ein Wahnsinn. Eisessend kann ich die Menschen beobachten:

Neben mir am Tisch lässt sich ein italienischer Geschäftsmann seinen Salat schmecken, während er telefoniert. Eine Französin lackiert sich ihre überlangen Nägel korallenrot und schlürft Cappuccino. Zwei Mädchen, offenbar aus England, gekleidet in pfirsichfarbene Röckchen, die aussehen wie duftige Wattewolken, spielen mit einem kleinen Mops mit Silberhalsband unter einem Tisch. Die Eltern lesen Zeitung. Eine Touristengruppe aus Belgien marschiert an den Tischen vorbei und lauscht, was es über den Grand Prix der Formel 1, dessen Strecke teilweise durch Monaco führt, zu hören gibt und ob denn Fürst Albert zuz Hause ist; die meisten Menschen, die hier in Monaco ihr Leben Leben sein lassen oder sich eine Yacht in der malerischen Bucht leisten, sind keine Monegassen, sondern Engländer, Italiener, Schweizer und Niederländer.

Nach meinem Eis sehe ich mir die Wachablösung der Ehrengarde vor dem Fürstenpalast an. Anders als vor dem Buckingham Palast scheinen selbst die Wachleute leichter zu schreiten, sie scheinen keine Sorgen zu haben, genießen sogar die Sonnenstrahlen unter den Helmen. Auf dem Fürstenfelsen thront die mittelalterliche Burg und wirft einen angenehmen Schatten hinab. In diesem Palast der Familie Grimaldi residiert Fürst Albert II. Ob er wohl gerade aus dem Fenster schaut und sich überlegt, wie er den Abend in seinem feudalen Staat verbringen soll?Ich bin irgendwie froh, dieses pompöse Leben zu verlassen, als ich in meinen Reisebus einsteige und mich frage: Ob man hier so richtig glücklich sein kann?

Wissenswertes

Monaco ist nach dem Vatikan der zweitkleinste Staat der Erde und liegt an der französischen Mittelmeerküste. Mit einer Einwohnerzahl von fast 19.000 pro Quadratkilometer ist Monaco der Staat mit höchsten Bevölkerungsdichte der Welt, dicht gefolgt von Singapur und dem Vatikan. Rund 79% der Einwohner sind Ausländer und haben keine monegassische Staatsbürgerschaft. International bekannt ist Monaco durch sein Fürstenhaus, zu dem einst auch Grace Kelly gehörte, und den Großen Preis von Monaco, der während der Formel 1 ausgetragen wird.

Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn ihr auf so einen Affiliate-Link klickt und darüber einkauft, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Ihr bezahlt deshalb aber nicht mehr Geld.