Einmal Hauptstadt, bitte!- Kurztrip nach Berlin und Potsdam -


Kaum zu glauben, aber wahr: Ich war noch niemals in Berlin. Das heißt, ich habe Berlin noch nie als Reisende erlebt. London ist mittlerweile meine zweite Heimat; Italien ist mir über die Jahre  ans Herz gewachsen; und auch in anderen Teilen der Welt war ich mehr als einmal. Dabei hält auch Deutschland wahre Reise-Schätze bereit.

Aus einem Gedanken wurde eine Idee und schließlich, eine Woche später, bot sich die Gelegenheit: Mit dem Auto ging es aus Norddeutschland hinunter nach Berlin. In die Stadt hinein, über den Alexanderplatz, vorbei an Plattenbauten links und rechts. Berlin ragt inmitten von wuselnden Straßen neben uns auf, in der Ferne thront der Fernsehturm über dem regnerischen Schauspiel. Es ist März, der Frühling hat in Berlin noch keine Spuren hinterlassen, und so führt uns die Prachtstraße Unter den Linden noch grau und kahl hinauf zu unserem Hotel in der Anhalterstraße.

Checkpoint Charlie und der Bundestag

Gepäck abgeladen, rein in die Schuhe: Berlin will erlebt werden. Es ist ein kurzer Spaziergang bis Checkpoint Charlie erreicht ist. Zwischen Berlin-Mitte und Kreuzberg stand hier in Zeiten der DDR der bekannteste Grenzübergang, der den sowjetischen vom amerikanischen Sektor trennte. Heute sieht man eine originalgetreue Nachbildung der Baracke, samt amerikanischen Flaggen und Schauspieler in Wachposten-Uniform, die gerne als Fotomodelle herhalten. Unter der Replik des Hinweisschildes geht es hindurch, Richtung Bundestag.

Es ist überraschend leer, als wir vor dem mächtigen Reichstagsgebäude ankommen. Kaum jemand ist unterwegs, es ist still. Stumm spazieren wir im hereinbrechenden Abend um das Gebäude herum und durch das verlassene Regierungsviertel. Wo bloß alle Menschen hin sind? An der Spree geht es entlang, es fängt an zu Regnen. Grau in grau ziehen sich die Hochhäuser durch die Stadt, Wächter am Straßenrand. Wir ziehen unsere Kapuzen über die Köpfe.

Topographie des Terrors: Deutsche Geschichte hautnah in Berlin

Am nächsten Morgen gehen wir an den Überresten der Mauer in der Niederkirchnerstraße entlang. Es ist schwer, sich vorzustellen, was einmal Wahrheit war: Eine Mauer, quer durch die Stadt. In der Niederkirchnerstraße stand einmal das Hauptquartier der Gestapo.

Die hier angesiedelte Freiluft-Ausstellung Topographie des Terrors dokumentiert und arbeitet heute die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus auf. Der Besuch lässt uns bedrückt zurück, aber auch unser nächstes Ziel steht fest.

Das Denkmal für die unzähligen ermordeten Juden Europas, das Holocaust-Mahnmal, liegt schweigend vor uns, sanft führt es uns in seine Mitte hinab. Die 2711 Beton-Stelen ragen immer höher über uns auf. Der Künstler des Denkmals, Peter Eisenmann, sagte: „Unser Denkmal versucht, eine neue Idee der Erinnerung zu entwickeln.“  Auch in mir kommen Gedanken hoch, die sich schwer in Worte fassen lassen. Ich fühle mich klein, verunsichert, bedeutungslos. Schutzlos. In der Gedenkausstellung Ort der Information unterhalb des Denkmals gehen wir schweigend nebeneinander her, halten uns an der Hand. Die Aufzeichnungen der Verschleppten treiben mir Tränen in die Augen. Ein Mädchen schrieb eine letzte Botschaft auf ein Stück altes Toilettenpapier, sehnte sich nach ihrer Familie. Die Ausmaße des Grauens werden mir schlagartig wieder bewusst.

In Gedanken versunken schlendern wir zum Brandenburger Tor. Der Nässe trotzend beschließen wir, die Straße des 17. Juni zu erklimmen. Kilometer um Kilometer geht es hinauf (im Juni wäre das Ganze sicherlich angenehmer), aber am Ende bezwingen wir die 285 Stufen der Berliner Siegessäule und werden mit einem herrlichen Ausblick über die Stadt belohnt; ich strahle vor Begeisterung. Da der Berliner Dom, dort das Schloss Bellevue mit seinen weißen Fassaden. Der Tiergarten in all seiner Pracht, dahinter in weiter Ferne die Museumsinsel. Hier oben wird mir klar: Nein, Berlin ist nicht schön. Selbst die Berliner, die wir kennenlernen, sind der Meinung, dass ihre Stadt hässlich ist. Aber ganz sicher ist: Nettere und herzlichere Menschen als hier findet man sonst nirgendwo in Deutschland.Im Bikini Center essen wir bei Funk You Natural Food zwischen Pop Up Boxes vegan und der Nachmittag im Aquarium wärmt uns wieder auf. Haie, schillernde Fische und andere Meeresbewohner tummeln sich. Ein Bummel über den weltberühmten Kurfürstendamm, ein kurzer Blick ins KaDeWe – der kurze Stopp genügt.Wer nach Berlin kommt, so heißt es, der darf Potsdam nicht vergessen. Mit dem Wetter landeten wir einen wahren Glückstreffer: Potsdam lag in strahlendem Sonnenschein vor uns, eine wunderhübsche Stadt voller Wärme, bezaubernder Architektur, heimeligen Cafés und unzähligen Schlössern.Nach einem ausgedehnten Frühstück im Bio-Café Kieselstein, machen wir eine interessante Audio-Tour durch das Lustschloss Sanssouci und den Marmorsaal, wandern zum Neuen Palais, genießen die Sonne am Teehaus im Schlossgarten- mit den verspielten Eindrücken aus Barock und Rokoko schließen wir die Autotüren und wollen am liebsten noch bleiben.

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